Das Veranstaltungs-Team der BrauBeviale (Foto: NürnbergMesse)
10.05.2021

Was plant das Team der BrauBeviale?

Round Tables | Als im Februar die Nachricht einschlug, dass die drinktec auf 2022 verschoben wird, war die erste Reaktion in der Branche: „Und was wird aus der BrauBeviale?“ Wir haben mit Andrea Kalrait, Executive Director BrauBeviale, über die schwierige Situation gesprochen und erfahren, wie sie und ihr Team gemeinsam mit den Ausstellern an einer Lösung arbeiten.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Verschiebung der drinktec gehört haben?

Andrea Kalrait: Ganz ehrlich, „Hurra“ hab ich nicht gerufen. Die Branche erlebt gerade eine extrem herausfordernde Zeit. Die Verschiebung der drinktec trägt in der aktuellen Situation nicht zur Beruhigung bei.

Die Verschiebung wirbelt den gesamten Messekalender der Getränkebranche durcheinander. Wie gehen Sie bei der NürnbergMesse damit um?

Kalrait: Dass die Messe München zusammen mit dem VDMA eine internationale Weltleitmesse mit 70 Prozent internationalem Besucheranteil im Jahr 2021 in Frage stellt, konnten wir alle verstehen. Aus Veranstaltersicht ist die Entscheidung für eine Verschiebung völlig nachvollziehbar.

Die Kollegen aus München haben uns vorab über ihre Vorgehensweise informiert. Nun ist es unsere Aufgabe, zusammen mit der Branche und unserem ideellen Träger – den Privaten Brauereien Bayern – einen geeigneten Weg einzuschlagen und passende Formate für die Branche zu erarbeiten.

In der Branche wurde die Frage aufgeworfen, ob eine gemeinsame Veranstaltung die Lösung wäre. Was sagen Sie dazu?

Kalrait: Ja, diese Frage wurde uns auch gestellt. Aber da geht es um den jeweiligen Markenkern. Wir bedienen zwar annähernd dieselbe Branche, haben aber unterschiedliche Ausprägungen und Markenwerte.

Für uns stellt sich jetzt ganz konkret die Frage: Was braucht die Branche? Was können wir als NürnbergMesse für die Getränkebranche tun? Wir haben über viele Jahre von unseren Kunden bestätigt bekommen, dass die BrauBeviale sehr wichtig für sie ist. Deshalb war unser erster Gedanke, direkt mit unseren Kunden ins Gespräch zu kommen und zu hören, was sie brauchen und was wir bieten können.

Andrea Kalrait, Executive Director Brau­Beviale

Leider wissen wir ja nicht, welche Herausforderungen in den kommenden Monaten auf uns zukommen. Ich denke, es wird bei uns allen ein hohes Maß an Flexibilität notwendig sein, um aus dieser schwierigen Phase bestmöglich herauszukommen. Ebenso flexibel sind wir als Team der BrauBeviale gerade, was die Bedürfnisse der Branche angeht und was wir unter den aktuellen Rahmenbedingungen anbieten können.

Womit wir bei den Round Tables wären … „Kein anderer Messeveranstalter hat sich die Mühe gemacht, den Ausstellern so ein Format zur Mitsprache anzubieten“, hat eine Teilnehmerin der Round Tables Anfang April gesagt. Was ist das für ein Format, und wie ist die Idee dazu entstanden?

Kalrait: (lacht) Man wird erfinderisch … Meinem Team und mir ging es um die Frage: Wie kommen wir mit unseren Kunden in den Austausch? Natürlich kann man jeden Aussteller einzeln kontaktieren. Aber uns war es wichtig, den Prozess transparent zu gestalten und eine Diskussion zu ermöglichen. Daraus entstand die Idee zu den offenen Videokonferenz-Terminen. Zwischen Ende März und Anfang April haben wir unsere Aussteller – national und international – zu diesen virtuellen Round Tables eingeladen.

Wer hat an den Round Tables teilgenommen?

Kalrait: Unser Angebot wurde überwiegend von kleinen und mittelständischen Unternehmen angenommen, weil für diese Firmen das Thema BrauBeviale auch eine hohe Relevanz hat. Die Marktführer holen wir über unseren Fachbeirat an anderer Stelle ab. Es freut mich, dass ein Teil unserer Aussteller die Chance genutzt hat, mit uns zu diskutieren. Einige Teilnehmer waren überrascht, dass nicht mehr Unternehmen die Möglichkeit zur Mitsprache ergriffen haben, manche Unternehmen haben dafür sogar mit zwei Vertretern teilgenommen. Ich empfand es als sehr positiv, dass in jedem Round Table tatsächliche eine Diskussion entstanden ist und wir so zumindest ein Gefühl für die Stimmung in der Branche bekommen haben.

Wie ist die Stimmung in der Branche? Was sagen die Aussteller?

Kalrait: Man muss ganz deutlich sagen, dass die Stimmungslage bei den Ausstellern – wie ja in der Bevölkerung insgesamt – eher heterogen ist. Der Wunsch nach einem physischen Treffen wurde deutlich geäußert, ist jedoch je nach den Umständen des einzelnen mit unterschiedlicher Intensität vorhanden. Die anhaltenden schwierigen Rahmenbedingungen sorgen allerdings schon für Unsicherheit und nagen auch bei dem einen oder anderen am Optimismus.

Auf der anderen Seite möchte ich aber hervorheben, dass man dennoch auch die Kreativität an vielen Stellen spürt und die Bereitschaft umzudenken, die alten Pfade zu verlassen und neue Wege auszuprobieren.

Wie gehen Sie jetzt mit diesem Feedback um? Was sind die nächsten Schritte?

Kalrait: Der mehrfach geäußerte Wunsch der Aussteller nach einem Angebot noch in diesem Jahr hat uns tatsächlich dazu bewogen, über ein Format für Herbst 2021 nachzudenken. Das Mindset „Back to the roots“ wurde von den Teilnehmern der Round Tables ins Spiel gebracht. Gemeinsam mit den Privaten Brauereien diskutieren wir gerade diesen Ansatz. Denkbar wäre ein hochwertiges Konferenz-Format mit dem Fokus auf persönlichen Austausch und Vernetzung – natürlich mit entsprechend reduzierter Teilnehmerzahl, was die Chance für ein physisches Treffen der Branche noch in diesem Jahr erhöht. So ein Format ist auch für die Zukunft denkbar, losgelöst von der BrauBeviale.

Eine Entscheidung wollen wir noch vor dem Sommer getroffen haben, schließlich wissen wir, wie wichtig Planungssicherheit für alle Beteiligten in der aktuellen Zeit ist.

Was uns von der Branche klar signalisiert wurde: Eine rein digitale Veranstaltung ist nicht das, was sie sich wünscht oder für sinnvoll erachtet.

Was wird sich vor diesem Hintergrund auf der im letzten Jahr vorgestellten Plattform myBeviale ändern?

Kalrait: Die Plattform wurde im letzten Jahr in Rekordzeit aus dem Boden gestampft, da gibt es natürlich noch viel Entwicklungsbedarf. Wir arbeiten gerade sehr intensiv an vielen technischen und konzeptionellen Aspekten und Elementen der myBeviale.com weiter, um sie optimal für die Branche anzupassen.

Unser Ziel ist es dabei ganz klar nicht, eine Messe im digitalen Bereich abzubilden. Im Mittelpunkt steht für das ganze Team vielmehr der Gedanke, die Menschen zusammenzubringen. Wie mit den weltweiten Beviale Family-Veranstaltungen, so möchten wir mit myBeviale.com im digitalen Bereich der Getränkebranche eine Plattform bieten, auf der sie sich vernetzen und austauschen kann, die Inspiration bietet und Impulse setzt.

Wenn die Plattform von allen Seiten optimal genutzt wird, kann man damit auf die Messe hinarbeiten und sie dort auch nachbereiten, z. B. sich im Vorfeld mit Kunden oder Ansprechpartnern vernetzen, auf eigene Events hinweisen, Termine vereinbaren oder Fragen klären. myBeviale.com soll für die „alten Hasen“ der Branche einen Mehrwert bieten, aber auch Einsteigern die Kontaktaufnahme erleichtern.

Wir sehen die Plattform somit als ergänzendes Angebot, nicht als Ersatz. Wenn wir es schaffen, die Branche auf myBeviale zu vereinen, ist dieses Tool so zielgerichtet, wie man es überhaupt haben kann.

Dieses Interview führte BRAUWELT-Redakteurin Lucia Baier.

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