21.01.2020

New Belgium und der lange Arm der Wirtschaftsethik

Kirins Kauf der Craft Bier-Brauerei New Belgium hat mehr dazu beigetragen, das internationale Bewusstsein für den politischen Drahtseilakt der Japaner in Myanmar zu schärfen als alle früheren Berichte der Vereinten Nationen und von Amnesty International.

2015 hatte Kirin 560 Mio USD für einen 55-prozentigen Anteil an der landesweit größten Brauerei Myanmar Brewery gezahlt. Die übrigen Anteile hält Myanmar Economic Holdings Limited (MEHL), ein Konglomerat des Militärs unter Führung von Oberbefehlshaber General Min Aung Hlaing.

Wie die Financial Times berichtet, wird ihm vorgeworfen, 2017 von der Armee unterstützte „ethnische Säuberungen“ gegen Rohingya-Muslime geführt zu haben, die mehr als 730 000 Menschen in die Flucht nach Bangladesch trieben. Berichte sprechen von Massenmorden, Vergewaltigungen und Brandstiftungen.

Bereits 2018 hatte eine Untersuchung von Amnesty International ergeben, dass Kirin im Vorjahr, auf dem Höhepunkt der gewaltsamen Vertreibung der Rohingya, drei Spenden im Wert von insgesamt 30 000 USD an das Militär geleistet hatte. Kirin musste dies seinerzeit einräumen.

Man behauptete aber, es sei sichergestellt, dass die Spenden nur für humanitäre Zwecke verwendet würden. Amnesty konterte, Kirin habe jedoch keinerlei Beweis dafür.

Kurz vor Jahresende wies die britische Zeitung The Guardian darauf hin, dass der Druck auf Unternehmen, die mit Myanmars Militär über gemeinsame Beteiligungen verbündet sind, dramatisch zugenommen hat, nachdem Myanmars umstrittene zivile Führerin, die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, am 12. Dezember 2019 vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag aufgetreten war. Gegenüber den Völkermord-Vorwürfen vertrat sie die offizielle Linie, das harte Vorgehen gegen die Rohingya sei eine legitime militärische Operation gewesen – nicht gegen Zivilisten, sondern gegen bewaffnete Muslime.

Nachdem Myanmar wieder in den Fokus der internationalen Medien geraten war, kursierten auch erneut Reports über Kirins Verbindungen zum Militär. Menschenrechtsorganisationen, darunter die in den USA lebende ethnische Minderheit der Karen, schrieben daraufhin einen offenen Brief an die Belegschaft von New Belgium und forderten sie auf, den Verkauf abzulehnen. Man erinnerte an das erklärte Leitbild von New Belgium, „eine Kraft für das Gute“ zu sein. Im Gegensatz dazu sei Kirin ein Geschäftspartner des Militärs, das verantwortlich sei für Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie gegen ethnische Minderheiten einschließlich der Karen. So die News-Plattform The Coloradoan am 13. Dezember 2019. In den USA leben demzufolge etwa 193 000 Karen, 8500 davon in North Carolina.

In einer E-Mail an die Mitarbeiter am 13. Dezember 2019 erklärte Kim Jordan, Kirin habe sie eingeladen, gemeinsam mit seinem International Advisory Board die Aktivitäten und Beziehungen des japanischen Konzerns in Myanmar zu untersuchen, berichtet brewbound.com. Gespräche sollen noch im Januar beginnen.

Die gemeinnützige Organisation Fort Collins Community Action Network verurteilte die Erklärung von New Belgium daraufhin als fadenscheinig und vage und rief als Reaktion zum Boykott der Produkte von New Belgium auf.

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