Eine echte Win-Win-Situation: Von der Hilfsaktion im Hopfen profitieren Studierende, HSWT und Hopfenpflanzer
12.05.2020

Voller Einsatz für den Hopfen

HSWT | Vor einigen Wochen ging ein Aufschrei durch die Branche: Die Hopfenwirtschaft schlug Alarm, nachdem Corona-bedingt Reisebeschränkungen und Quarantänemaßnahmen für Hunderttausende Saisonarbeitskräfte, die jetzt in der Landwirtschaft benötigt werden, in Kraft traten.

Für den Hopfenbau bedeuteten diese Maßnahmen einen herben Rückschlag bei der Arbeitsplanung, müssen doch im April und Mai die Drähte gespannt und der Hopfen angeleitet werden, um eine mengenmäßig und qualitativ hochwertige Hopfenernte gewährleisten zu können. Nur mit Familie und Freunden ist der immense Arbeitsaufwand, den der Hopfenanbau im Frühjahr bedeutet, nicht zu stemmen.

In dieser Situation entstand bei vielen der Gedanke zu helfen. Ein schönes Beispiel für eine dreifache „Win-Win“-Situation ist die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), die – wie alle anderen Hochschulen auch – Mitte März 2020 nicht planmäßig mit dem Semester beginnen konnte. Studierende, ohne Möglichkeiten zu studieren, also mit viel Zeit auf der einen Seite – Hopfenpflanzer mit viel Arbeit ohne Arbeitskräfte auf der anderen. Innerhalb kürzester Zeit schaffte die HSWT-Leitung die Möglichkeit, dass Studierende bei den Hopfenpflanzern aushelfen und zeitgleich ihre ohnehin für das Studium notwendige Projektarbeit absolvieren.

Wie sieht das konkret aus?

Die BRAUWELT besuchte den Hopfenpflanzer Martin Schmailzl Anfang Mai in Vohburg an der Donau. Dort bewirtschaftet Schmailzl auf 41 ha Hopfen, für die er normalerweise im Frühjahr ca. 20 bis 25 Saisonarbeitskräfte aus Polen und Rumänien beschäftigt. In diesem Jahr kamen lediglich vier Personen aus Polen. Insofern war er dankbar, als sich von der HSWT zehn Studierende aus der Fakultät Bioingenieurwissenschaften meldeten, um ihre Projektarbeit bei ihm zu machen.

Hopfenpflanzer Schmailzl (li.) zeigt HSWT-Professor M. Krottenthaler, worauf es beim Ausputzen bei der Sorte Spalter Select ankommt

Als wir ankommen, sitzen die jungen Leute neben den routinierten Polen und auch einem freiwilligen Helfer aus einer norddeutschen Brauerei zwischen den Hopfenstöcken auf dem Boden. Einen großen Unterschied in der Arbeitsweise sieht man nicht. „Es klappt eigentlich sehr gut“, gibt Schmailzl zu. „Am Anfang musste ich zwar viel erklären und zeigen, weil für sie alles neu war. Aber jetzt nach einigen Tagen klappt das Anleiten der Reben am Draht und das Wegschneiden der überzähligen Triebe perfekt. Und die Stimmung passt!“ Schmailzl verrät, dass er mit dieser Lösung gut über die Runden kommt. Die Arbeit wird im üblichen Zeitfenster erledigt. Auch wenn es für ihn einiges an zusätzlicher Arbeit bedeutet. Natürlich müsse er stets da sein und nach dem Rechten schauen. Aber die zumeist Brauer-Studenten seien sehr wissbegierig und würden ihn über das Thema Hopfen regelrecht ausfragen.

Das ist auch gut so, denn die HSWT-ler müssen im Anschluss an die Praxistage im Hopfen bzw. im Laufe des Semesters noch eine Fachprüfung ablegen, um die Anerkennung durch die Hochschule zu erreichen.

Und so hat jeder etwas von dieser Maßnahme: Insgesamt 60 HSWT-Studierende nutzen so aktuell in verschiedenen Hopfengärten die ungewollt vorlesungsfreie Zeit auf sinnvolle Weise. Die HSWT darf sich über hochmotivierte Studierende freuen, die in ihrer Zeit im Hopfengarten sehr viel mehr über den Rohstoff Hopfen erfahren als sonst üblich. Und auch Hopfenpflanzer Schmailzl schaut hoch zufrieden auf seine gut gepflegten Hopfengärten.

HSWT-Studierende beim Hopfenanleiten 2020
05. Mai 2020, Hallertau

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